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Was Sie über die Corona-Tests wissen sollten

Bei den aktuell verschärften Massnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus sind auch die Tests immer wieder von zentraler Bedeutung. Welcher Test ist wann am besten und warum muss man sich oft zweimal testen lassen?

Barbara Reye, Patrick Vögeli
Aktualisiert am 20. Dezember 2021

Mit den hohen Fallzahlen, den bevorstehenden Festtagen und der drohenden Omikron-Welle werden PCR- und Antigen-Schnelltests nochmals wichtiger bei der Bekämpfung der Pandemie. Wir haben die wichtigsten Fakten zu den verschiedenen Tests zusammengestellt und sagen, worauf man besonders achten muss, was neu bei der Einreise in die Schweiz gilt und wer die Kosten für die Tests bezahlt.

Wie oft und wann muss man sich bei der Einreise in die Schweiz testen lassen?

Mit wenigen Ausnahmen müssen alle Einreisenden ein Einreiseformular und ein negatives Testresultat vorweisen (siehe Grafik). Nach Konsultation der Kantone hat der Bundesrat jedoch das Testregime angepasst. Vor der Einreise in die Schweiz werden neben PCR-Tests, die nicht älter als 72 Stunden sind, nun auch Antigen-Schnelltests akzeptiert, die nicht älter als 24 Stunden sind. Bei geimpften und genesenen Personen wird auf die Pflicht eines zweiten Tests 4 bis 7 Tage nach der Einreise in die Schweiz verzichtet.

Bei der Einreise in die Schweiz gilt neu
Stand: 20. Dezember 2021.
Keine Test- und Formularpflicht für:
  • Chauffeurinnen und Chauffeure
  • Grenzgängerinnen und Grenzgänger***
  • Einreisende von Grenzregionen***
Keine Testpflicht für:
  • Kinder unter 16 Jahre
  • Personen mit Test-Dispens
  • Medizinische Notfälle
* PCR-Test (nicht älter als 72h) oder Antigen-Schnelltest (nicht älter als 24h).
** Dieses Testergebnis muss dem Kanton gemeldet werden.
*** Bei Einreise per Flugzeug oder Fernbus sind Test und Formular erforderlich.
Quelle: Bundesamt für Gesundheit

Wann werden die Testkosten übernommen?

Die Kosten von gewissen Covid-19-Tests, die zu einem Covid-Zertifikat führen, werden neu wieder übernommen. Bezahlt werden Antigen-Schnelltests und Speichel-PCR-Pooltests. Nicht bezahlt werden Selbsttests sowie Einzel-PCR-Tests und Antikörpertests. Weiterhin übernommen werden die Kosten von Einzel-PCR-Tests bei Personen mit Krankheitssymptomen, bei Kontaktpersonen und nach positiven Poolproben.

Was bedeutet 2G+ für Discos und Aktivitäten ohne Maske?

Wo weder das Maskentragen noch eine Sitzpflicht möglich ist, sind nur noch geimpfte und genesene Personen zugelassen, die zusätzlich ein negatives Testresultat vorweisen können (2G+). Diese Regel gilt einerseits für Discos und Bars, andererseits für Sport- und Kulturaktivitäten von Laien, wenn keine Maske getragen wird, wie etwa Blasmusikproben. Sie gilt nicht für Jugendliche bis 16 Jahre. Neu werden Personen, deren vollständige Impfung, Auffrischimpfung oder Genesung nicht länger als vier Monate zurückliegt, von dieser Testpflicht ausgenommen. Betriebe und Veranstaltungen, die der 2G-Regel unterstehen, können freiwillig 2G+ anwenden und damit auf die Masken- und die Sitzpflicht verzichten.

Wann ist ein Antigen-Schnelltest überhaupt sinnvoll?

Der Antigen-Schnelltest eignet sich, um sehr rasch zu erkennen, ob eine Person eine hohe Viruslast hat und deshalb hochansteckend ist. Er kann teurere PCR-Tests ersetzen und Labore entlasten. Dennoch ist selbst bei korrekter Anwendung die Sensitivität etwas geringer als beim PCR-Test. Infizierte mit sehr niedriger Viruslast werden dadurch möglicherweise nicht erkannt. Deshalb ist der PCR-Test nach wie vor der Goldstandard und dient als Kontrolle für Antigen-Schnelltests.

Übersicht der Testmethoden
PCR-Test
Bei den klassischen PCR-Tests werden die Proben in Labors geschickt, um das Vorhandensein von Erbsubstanz des Erregers nachzuweisen. Dazu werden zuerst bestimmte Abschnitte des RNA-Erbgutmoleküls vom Virus in entsprechende DNA-Fragmente umgewandelt, danach vervielfältigt und analysiert. Nach Eintreffen der Probe bis zum Resultat dauert es meist 3 Stunden, allerdings können je nach System bis zu 1000 Proben gleichzeitig getestet werden.
Anwendung:
für alle Personen bei Verdacht auf Infektion (vor allem Spitäler, Schulen, Alten- und Pflegeheime)
Probe:
Nasen-Rachen- sowie Nasen-Abstrich und Speichel (für PCR-Pooltest)
Analyse:
Labor
Genauigkeit:
sehr hoch
Zeit:
3 h
PCR-Schnelltest
PCR-Schnelltests nutzen zwar die gleiche Methode, allerdings mit speziellen Verfahren und als Einzelprobe. Manche dieser Tests sind ebenso sensitiv wie die klassischen PCR-Tests. Sie werden unter anderem auch als eine Art Mini-Labor (Angaben unten) vermarktet, bei dem alle Reagenzien bereits schon in einem Röhrchen vorhanden sind und in einem kaffeemaschinen­grossen Gerät ausgewertet werden. Der Nachteil: Nur eine Probe aufs Mal möglich.
Anwendung:
für Einzeltests in Arztpraxen und in Spitälern
Probe:
Nasen-Rachen-Abstrich
Analyse:
ohne Labor in Arztpraxis oder im Spital
Genauigkeit:
sehr hoch
Zeit:
20 min
Antigen-Schnelltest
Antigen-Schnelltests können den Erreger ebenfalls direkt nachweisen, zum Beispiel ein Antigen (Nucleocapsid-Protein) vom Virus. Entweder werden Ergebnisse vor Ort mit Einzelproben mit dem Teststreifenverfahren durchgeführt (Angaben unten) oder aber eine aufgrund der Logistik zeitlich etwas aufwendigere Laboranalyse auf Hightech-Geräten mit bis zu 300 Proben pro Stunde gleichzeitig.
Anwendung:
für die schnelle Überprüfung bei Symptomen und Screening von Kontaktpersonen, potenziellen Infektionsclustern (z. B. in Schulen, Alten- und Pflegeheimen) sowie für Gesundheits- und Pflegepersonal
Probe:
Nasen-Rachen-Abstrich und Nasen-Abstrich
Analyse:
ohne Labor direkt in Testzentren, Arztpraxen, Apotheken oder Spitälern
Genauigkeit:
geringer als PCR-Test
Zeit:
15 min
Selbsttest Nase
Es ist auch ein Antigen-Schnelltest, bei dem die Probe aber immer ein Abstrich aus der Nase ist. Bei der Entnahme der Probe durch den Laien können generell mehr Fehler auftreten.
Anwendung:
für alle Personen, damit sie sich regelmässig testen können, auch wenn sie keine Symptome haben. Jede Person soll monatlich fünf Selbsttests beziehen können.
Probe:
Nasen-Abstrich
Analyse:
ohne Labor direkt vor Ort
Genauigkeit:
hoch
Zeit:
15 min
Antikörper-Schnelltest
Antikörper-Schnelltests weisen nach, ob das Immunsystem auf das Virus reagiert hat. Das ist in einem sehr späten Infektionsstadium oder nach einer Infektion der Fall. Meist wird nur eine Antikörperklasse, entweder IgG oder IgM, erfasst. Auch hier gibt es bei den Schnelltests das Teststreifenverfahren mit Ergebnis direkt vor Ort (Angaben untern) oder eine aufgrund der Logistik zeitlich etwas aufwendigere Laboranalyse mit mehreren Hundert Proben auf einmal.
Anwendung:
für alle, die eine rasche Antwort wollen, ob sie mit dem Erreger schon mal in Kontakt waren oder nicht
Probe:
Blut
Analyse:
vor Ort ohne Instrumente etwa in Spitälern, Arztpraxen oder Apotheken
Genauigkeit:
hoch
Zeit:
20 min

Wie zuverlässig ist ein Antigen-Schnelltest?

Antigen-Schnelltests können zu einer höheren Anzahl falsch negativer bzw. falsch positiver Testergebnisse führen. Dies hängt aber davon ab, wie hoch die Sensitivität und die Spezifität des jeweiligen Testkits sind (siehe Grafik). Deshalb ist es wichtig, bei jedem positiven Ergebnis nachfolgend immer einen im Vergleich technisch aufwendigeren PCR-Test zur Bestätigung zu machen. Und bei einem negativen Ergebnis möglichst zwei bis vier Tage später den Antigen-Schnelltest zu wiederholen.

Wie wahrscheinlich bin ich aktut infiziert, wenn ich ein negatives Testergebnis habe: 2,2%
Wie wahrscheinlich bin ich akut infiziert, wenn ich ein positives Testergebnis habe: 81,6%

Die Sensitivität und Spezifität beschreiben wie gut ein Test ist. Die Sensitivität ist der Anteil der Personen mit positivem Testergebnis unter den Infizierten. Die Spezifität ist der Anteil der Personen mit negativem Testergebnis unter den Nicht-Infizierten.

Wie lang fällt ein PCR-Test bei Genesenen positiv aus?

Darüber lässt sich pauschal keine Aussage machen. Verschiedene Studien zeigen, dass ein PCR-Test in seltenen Fällen auch noch 20 bis 30 Tage nach Beginn der Infektion positiv ausfällt, weil noch sogenannte Virustrümmer in der Probe vorhanden sind. Anders ist es bei einem Antigen-Schnelltest, da er nur während eines kurzen Zeitfensters die Infektion anzeigt. Durch die Omikron-Variante ist jedoch die Wahrscheinlichkeit, sich zu einem späteren Zeitpunkt nochmals neu zu infizieren, im Vergleich zur Delta-Variante deutlich gestiegen.

Wann ist welcher Test am besten?

Kann ein Antikörper-Schnelltest aussagen, ob Infizierte immer noch ansteckend sind?

Nein. Das Vorhandensein von Antikörpern im Blut zeigt lediglich an, dass eine Person bereits mit dem Virus in Kontakt war oder geimpft wurde. Über den Zeitpunkt der zurückliegenden Infektion können Antikörperschnelltests keine Aussagen machen. Zudem lässt sich damit auch nicht feststellen, ob eine aktuelle Reinfektion vorhanden ist.

Sind gepoolte PCR-Speicheltests besser als Antigen-Schnelltests?

Generell eignen sich solche einfach durchzuführenden Pooltests vor allem für Betriebe, Schulen oder Gesundheitseinrichtungen. Nach Angaben des BAG sind PCR-Pooltests im Vergleich zu Antigen-Schnelltests zuverlässiger und erkennen auch Infektionen früher. So können im Speichel mithilfe der PCR-Pooltests positive Fälle sogar bis zu 4 Tage vor den Symptomen identifiziert werden. Das Pooling und die Analyse dauern in der Regel insgesamt 8 bis 24 Stunden. Dagegen liefern Antigen-Schnelltests sofort ein Resultat, um in den ersten 4 Tagen der Erkrankung schnell festzustellen, ob jemand mit grippeähnlichen Symptome sich tatsächlich mit Sars-CoV-2 infiziert hat oder nicht.

Beim wöchentlichen PCR-Speichelpooltest nehmen Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule Wiedikon in Zürich eine salzige Flüssigkeit für eine Minute in den Mund, um Speichel zu sammeln. Foto: KEYSTONE/Gaetan Bally

Können alle an einem PCR-Pooltest teilnehmen?

Vom BAG werden gepoolte PCR-Speicheltests jetzt neu auch für symptomlose Einzelpersonen gefördert; sie sind die empfohlene Testart für Covid-Zertifikate für Getestete anstelle eines Antigen-Schnelltests. Denn statt eines langen Stäbchens in der Nase braucht es bei einem gepoolten PCR-Speicheltest lediglich etwas Spucke. Bei den teilnehmenden Teststellen des Projekts Pooltest für alle, bei dem unter anderem Apotheken, Arztpraxen, Spitex, Labore oder Testzentren mitmachen, können die Proben abgegeben werden.

Bei einem negativen Resultat ist das Covid-Zertifikat dann 72 Stunden ab Speichelabgabe gültig. Bei einem positiven Resultat werden die getesteten Personen aus der Gruppe per E-Mail informiert und müssen zu einer individuellen Nachtestung (PCR oder Antigen-Schnelltest). Falls der Nachtest negativ ist, stellt dann die jeweilige Teststelle ein Covid-Zertifikat aus.

Lässt sich die neue Omikron-Variante mit einem gewöhnlichen PCR-Test feststellen?

Zum Nachweis der Varianten muss man entweder auf eine Sequenzierung zurückgreifen oder einen speziellen PCR-Test verwenden, der die verschiedenen Mutationen der jeweiligen Varianten identifiziert. Für die Omikron-Variante hat die Roche-Tochterfirma TIB Molbiol kürzlich ein Testkit zu Forschungszwecken entwickelt. Zudem gibt es weitere Testsets, die eine der Mutationen der Omikron-Variante nachweisen und so als Hinweis für die weitere Identifizierung dienen können.

Kann ein Antigen-Schnelltest kurz nach der mRNA-Impfung auch positiv sein?

Nein. Denn ein Antigen-Schnelltest reagiert auf das Nucleocapsid-Protein des Virus in einer auf den Teststreifen getropften Probe. Nach einer mRNA-Impfung erzeugen die Zellen dagegen das Spike-Protein des Virus, dass für die Schnelltests nicht relevant ist.